3SERIE TONSTUDIOS
Die Elektronik, links der röhrenbasierte Schneideverstärker,
sind Entwicklungen von Sherwood Sax. Die Schalter mit Rein-
silberkontakten (o.) sind noch voll funktionsfähig
Reserve zu locken. „Nein, nein“, begegnet
dieser fast gütig m ein er Ignoranz, „die
Instrum ente spielten einfach alle auf rela-
tiv gleichem Pegel, und das Stück braucht
diese A usgeglichenheit, um seine elegi-
sche, ja, ein w enig traurige Stim m ung zu
entfalten. G roße Schw ankungen w ürden
diese zerstören.“
A llm ählich bekom m e ich eine A hnung
davon, wie M astering-C rack Sax arbei-
tet u n d dabei das jew eilige klangliche
G ew and d em A u sd ru ck d e r M u sik in
gewissen G renzen anpasst. D enn in Ojai
ü nden ja keine A ufnahm en statt. Sax und
seine M itarbeiter erhalten vielm ehr M ixe
sow ohl von den großen M ajors wie auch
von kleineren Labels oder sogar Einzel-
personen, die ihre Sachen im H eim stu-
dio erstellt haben. Die A ufgabe eines
M astering-Studios besteht darin, aus
professionellen Form aten, früher vor
allem auf B ändern, heute m eist als
Digital-Files angeliefert, Vorlagen für
gebräuchliche T o n träg er w ie CDs,
FPs, aber seit g era u m er Z eit auch
die beliebten D ow nloads von M P3 bis
H ochbit anzufertigen.
H ö rt sich sim pel an, ist aber ein h o ch -
kom plexer Prozess, der viel Erfahrung
sowie geeignetes E quipm ent erfor-
dert und V erständnis für die M usik
wie allgem eine H örgew ohnhei-
te n o d e r M a rk e tin g a sp ek te
voraussetzt. Es w ird erw artet,
dass das M astering den M ix „ver-
edelt“. Liegt hier der Schlüssel zum
Erfolg u n d N im bus von D oug Sax
u n d seinem M astering Lab?
U m diesen zu erklären, geht der Senior
zum Beginn seiner L au ftah n u n d dam it
der seiner Z unft zurück, die er Ende 1967
in Los Angeles begründete. „W ir waren das
erste freie M astering-Studio ü b erh au p t“,
erin n ert sich Sax, „um zu bew eisen, dass
m an m ehr aus der M usik m achen konnte,
als es b ei d en R ecord C o m p an y s oft
g eschah“. Bis d ah in existierten M aste-
ring-A bteilungen n u r innerhalb dieser.
Sax und sein Bruder Sherwood, der die
G eräte entw ickelte u n d baute sowie sich
ü b erh a u p t u m die T echnik k ü m m erte,
sah en h ie r g ro ß e n B edarf.
D ritte r im B oot w ar d er
S tu d io m u sik er L incoln
M ayorga, der für K u n d -
schaft sorgen sollte und
46 STEREO 8/2014
den Sax seit 1950 aus den gem einsam en
Tagen im O rchester der Bancroft Junior
H igh School in LA kannte.
D oug traute sich die Aufgabe zu: „Ich
w ar v o n M u sik u n d K lang begeistert,
h atte ein gutes O h r u n d ein en ausge-
prägten m usikalischen In stin k t“, rec h t-
fertigt er sein E ngagem ent als vom M as-
tering-H andw erk unbeleckter Q u erein -
steiger. „D en grö ß ten Bam m el hatte ich
davor, dass m ich ein K unde nach Refe-
renzen fragt. W as sollte ich sagen? Dass
ich zuvor deutsche A utos im p o rtiert und
in Pasadenas Sinfonieorchester Trom pete
gespielt hatte?“ Z um G lück erwies er sich
als überaus geeignet für den Job.
Direktschnitt weckt Interesse
D ennoch: „Z uerst hat sich n iem and für
uns interessiert“, belacht Sax noch heute
seine dam alige N aivität. „Ich h abe die
Produzenten bekniet: ,Gib m ir dein Tape,
ich schick auch eine hübsche Frau v o r-
bei, um es abzuholen‘. A ber es w ar kein
G eschäft zu m achen.“ D ie M ajors, u n d
dam als g ab’s p raktisch n u r sie, w ollten
das M astering n icht aus der H and geben.
„W ie so llten sie auch w issen, dass w ir
ih n en viel besseren K lang liefern k o n n -
ten als ihre in tern en D epartm ents?“
Das erste Jahr w ar hart. Es m usste etwas
passieren. M ayorga h atte die retten d e
2004 erhielt Doug Sax den „Technical Grammy
Award", der seinen Beitrag zum Audio
Mastering würdigt. Sax habe dabei „tech-
nische Präzision mit der Kreativität eines
Künstlers verbunden", lobt die Plakette
vorherige seite 45 Stereo 2014-08 lesen sie online nächste seite 47 Stereo 2014-08 lesen sie online Nach hause Text ein/aus